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Schlagwort: Besprechung (Seite 72 von 199)

The Crow – Die Krähe

Inhalt

Eine Legende besagt, dass zu Unrecht Verstorbene unter besonderen Umständen eine zweite Chance zur Rettung ihrer Seelen erhalten können und dieses Schicksal wird auch Eric Draven zu Teil. Ein Jahr nach dem Mord an ihm und seiner Freundin, steigt er aus dem Grabe empor und geht geleitet von einer Krähe auf einen gnadenlosen Rachefeldzug…

Fazit

Seinerzeit erntete „The Crow“ durch den Tod von Branden Lee leider ein ziemlich tragisches Echo. Ein gewisser Beigeschmack und seltsame Gefühle waren bei der Erstsichtung dann die Folge, doch immerhin konnte der Darsteller auch nicht zuletzt durch die gute Qualität des Filmes mehr als würdig in Erinnerung eingebrannt werden.

„The Crow“ verfolgt ein so simples, wie effektives Konzept, lebt hauptsächlich durch seine starke Atmosphäre. Die dunklen Straßen, der Dauerregen und das leicht abgefuckte Figurendesign sprechen eine klare Sprache und heben sich angenehm vom Einheitsbrei ab. Sicherlich wird früh klar wie der Hase läuft, doch der Weg ist hier schließlich das Ziel und die Inszenierung dorthin absolut gelungen.

Einen großen Teil zum Gelingen tragen nicht nur die gut agierenden Darsteller, sondern auf die fetzige Musikuntermalung bei. Die rockigen Gitarrenklänge passen wunderbar zu den düsteren Bildern und verstärken den traurigen, gar melancholischen Gesamteindruck, den dieser Streifen einfach ausmacht. Gefühlt ist alles deprimierend, doch der gebotene Rachefeldzug einfach der Hoffnungsschimmer in dieser tragischen Welt.

Einzig die Technik reißt ein wenig aus der tollen Immersion. Die CGI-Effekte wirken leider nicht mehr taufrisch und brechen besonders auf der großen Leinwand mit dem restlichen Stil. Da ich gegen die nachtägliche Bearbeitung alter Filme bin, muss das einfach so akzeptiert werden und Abzüge gibt es hierfür sicherlich nicht. Damals ging es einfach nicht besser, Budget hin oder her.

„The Crow“ hat die Filmlandschaft durchaus etwas geprägt und zumindest eine ikonische Figur präsentiert, weshalb der Streifen durchaus in der gut sortierten Sammlung auch nicht fehlen sollte. Er schaut sich immer wieder prima weg, gefällt mit seinem kompletten Design und Inszenierung – doch so richtig übertrieben genial war er in meinen Augen noch nie. Es wurde durch seine tragische Figur ein wenig „overhypt“, trotzdem möchte ich dessen Qualitäten herausstellen und eine klare Empfehlung aussprechen.

8/10

Fotocopyright: EuroVideo Medien GmbH

Ein Mann namens Otto

Inhalt

Otto ist ein verbitterter Mann, dem man es kaum Recht machen kann. Ständig ist er auf Krawall gebürstet und wünscht sich alles in extremst geordneten Verhältnissen. Nach seinem letzten Arbeitstag weiß er nicht mehr viel mit sich anzufangen und beschließt sich nun endlich zu seiner verstorbenen Frau zu begeben. Er nimmt sich einen Strick zur Hand, doch grade in diesem Moment schlagen die neuen Nachbarn vor seiner Türe auf…

Fazit

Da ich weder das bekannte Buch, noch die Originalverfilmung kenne, bin ich völlig unbedarft an diesen Streifen heran gegangen und war am Ende durchaus positiv überrascht. „Ein Mann namens Otto“ mag zwar ein insgesamt sehr berechnender und wenig überraschender Titel sein, punktet dank viel Fingerspitzengefühl und einem erneut sehr guten agierenden Tom Hanks aber enorm auf meiner persönlichen Bewertungsskala und verdient eine Weiterempfehlung.

Der Auftakt zog sich mit ein paar ausschweifenden Szenen etwas in die Länge, doch ab dem richtigen Startpunkt der Handlung steigerte sich das Tempo und erreichte bis zum bitteren Finale ein sehr angenehmes Niveau. Wir bekommen hier natürlich kein rasantes Actionkino, aber eine charmant-packende Geschichte, die trotz aller Vorherschaubarkeiten einen guten Erzählfluss abliefert.

Manchmal hat das Geschehen ein wenig wie ein Märchen auf mich gewirkt, was ich aber keineswegs negativ betrachten möchte. Die Ereignissen waren teils enorm konstruiert und die zugehörigen Sprüche dann ebenso erahnbar wie der Rest. Durch eine warmherzige Präsentation nahm man dies trotzdem gern in Kauf und fühlte sich dennoch wohl. Man sah, wie die kleinen Zahnrädchen geschmeidig ineinander griffen und wurde gut unterhalten.

Der Film stand und fiel mit seiner Hauptfigur, die von Tom Hanks erwartungsgemäß toll verkörpert wurde. Er besaß genau den richtigen Auftritt, um ihn als kantigen Kautz zu verstehen und seine behutsame Transformationen abzusegnen. Er konnte einfach alle Facetten von Otto abdecken und dabei stets die Sympathie des Zuschauers auf sich ziehen. Der Rest hat aber ebenfalls eine gute Arbeit abgeliefert, wurde passend und liebenswert besetzt, harmonierte hervorragend mit Hanks.

Ich schätze Tom Hanks, muss ihm aber eine gewisse Quote an mittelprächtigen Werken ankreiden. Es ist zwar toll, dass er sich die Zeit für kleinere Projekte abseits des großen Mainstreams nimmt, allerdings unterliegen diese Kleinode oft unterschiedlichen Qualitäten. Bei „Ein Mann namens Otto“ hat er sich jedoch für einen schönen Titel entschieden und ein rundherum empfehlenswertes Produkt abgeliefert. Zwar mag die Geschichte hin und wieder zu dick auftragen und insgesamt wenig Neues präsentieren, aber einen hohen Unterhaltungs- und Sympathiefaktor aufweisen. Ein rührender Film – so kalkuliert er letztlich auch war.

7,5/10

Fotocopyright: Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

Jungfrau (40), männlich, sucht…

Inhalt

Auf den ersten Blick ist Andy ein ganz normaler Typ mit einem normalen Job in einem Elektrogeschäft. Seinen Kollegen ist er allerdings seit jeher ein wenig Suspekt und als sie bei einer geselligen Pokerrunde erfahren, dass er mit stolzen 40 Jahren noch immer Jungfrau, wird umgehend konstruktive Hilfe angeboten – ob Andy das überhaupt will oder nicht…

Fazit

„Jungfrau (40), männlich, sucht…“ ist ein Film dessen Humor man entweder liebt oder hasst – und sich hieraus dann eben auch die Sympathie zu diesem Werk ableitet oder eben nicht.

Auf der einen Seite gefühlvoll und mit Niveau, auf der anderen Seite extrem witzig und durchaus an der Grenze der Geschmacklosigkeit präsentiert uns Judd Apatow hier eine witzige Angelegenheit, die bei kompatiblen Zuschauern sicherlich kein Auge trocken lässt und dabei sogar noch unerwartet herzensgute Botschaften vermittelt.

Auch wenn der Verlauf stellenweise wohl ziemlich berechnend ist und das Finale keine Überraschung darstellte, wurde man über knappe zwei Stunden hervorragend unterhalten und hatte mit keinerlei Leerläufen zu kämpfen. Es ging stets kurzweilig und mit hoher Gagdichte voran, ohne uns dabei vor lauter Feuerwerk am Dialogen zu ermüden – was mir bei heftigen Actionfilmen gerne einmal passiert.

Mit Steve Carell wurde die Idealbesetzung für diese Rolle gefunden, aber auch der Rest – allen voran Paul Rudd und Seth Rogen – als dessen „Wingmen“ brillierten und selbst immer wieder für Schenkelklopfer sorgten. Überhaupt wurde aber jede noch so kleine Nebenfigur außerordentlich und durchaus prominent besetzt, was immer wieder für kleine zusätzliche Grinser sorgte (ich sag nur Jonah Hill als Kunde im ebay-Laden).

Wer Filme mit Carell oder Rogen kennt und zu schätzen weiß, der wird auch hier auf seine Kosten kommen und eine tolle Zeit bei den Eskapaden unserer alten Jungfer haben. Ich habe mich selbst nach wiederholter Sichtung direkt wieder abgeholt gefühlt und konnte Lachen wie schon lange nicht mehr. Allein hierfür eine ganz dicke Empfehlung und natürlich einen festen Platz in der Sammlung. Man muss den Humor halt mögen.

8/10

Fotocopyright: Studiocanal

In my Skin

Inhalt

Als seine Eltern von Nigeria nach England auswanderten, wurde Enitan bei einer vorübergehenden Gastfamilie untergebracht. Er wuchs dort zwar in relativ geordneten Verhältnissen auf, geriet aber insbesondere wegen seiner Hautfarbe oft in Konflikte und sein Frust wuchs mit jeden Tag. Als er mit 16 zum ersten Mal einer Gang von rassistischen Skinheads gegenüberstand, scheint er seine Berufung gefunden zu haben und tut alles für eine Aufnahme in deren Reihen…

Fazit

Die Prämisse von so seltsam und bizarr, dass sie wieder einmal nur das wahre Leben schreiben und sich wohl Niemand ausdenken konnte. Grade dies machte das Geschehen dann ja letztlich auch so interessant, auch wenn die Umsetzung mit kleineren Ungereimtheiten und Längen zu kämpfen hatte.

Wären die Hintergrunde nicht real, so hätte ich oftmals an den gezeigten Dingen gezweifelt und den Film wohl irgendwann einfach abgebrochen. Das Thema war schwierig zu greifen und viele Elemente mit klaren Verstand zumindest nicht auf den ersten Blick nachvollziehbar.

Man konnte weder große Bindung zur Hauptfigur, noch zu dessen vermeintlichen Kumpels herstellen. Die Skins wurden extrem unsympathisch und obendrein >optisch< fragwürdig abgelichtet. Die Gruppe hatte keinerlei Charisma und deren Anführer wirkte wie eine Witzfigur – war bei Weitem kein Derek Vineyard (American History X) oder Hando (Romper Stomper), mehr ein halber Transvestit. Auch wurden deren Motivationen nicht wirklich begründet – sie waren einfach da, irgendwie auf Krawall aus und das war es schon.

Die Darsteller haben ihre Sache solide, aber nicht überragend gemacht. Deren Spiel rangierte auf guten, aber keinem allzu mitreißenden Niveau – was natürlich auch irgendwie durch den unkonventionellen Rahmen geschuldet sein dürfte. Die Inszenierung bewegte sich auf gehobenem TV-Niveau, wirkte stellenweise fast dokumentarisch und das passte soweit ganz gut zum Rest. Der Soundtrack hatte ein paar gute Songs, hätte aber trotzdem etwas mehr an Kultsongs an den Mann bringen dürfen.

„In my Skin“ blieb für mich trotz mittlerweile zweimaliger Sichtung ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite bin ich für diesen Einblick in ein ungewöhnliches Leben dankbar, auf der anderen Seite mangelte es mir gehörig an Empathie zu Figuren und Szenario. Alles fühlte sich ein wenig unrund an und der zuweilen leicht schleppende Verlaufe machte es nicht besser. Wer sich für die Thematik interessiert darf gerne mal einen Blick wagen – wer allerdings nur einen „Szenefilm“ sucht, greift besser zu „This is England“ und Konsorten.

6/10

Fotocopyright: PLAION PICTURES

Trainspotting – Neue Helden

Inhalt

Mark und seine Kumpels leben in Edinburgh und wissen die meiste Zeit nicht viel mit sich anzufangen. Drogen spielen stets eine große Rolle und so sind sie ständig auf einem wilden Trip, ignorieren den Rest der Welt. Eines Tages jedoch beschließt Mark endlich sein Leben in den Griff zu bekommen und dem Rausch zu entsagen – was sich inmitten seiner kaputten Freunde als äußerst schwierig erweist…

Fazit

Zu einem Kultfilm wie „Trainspotting“ muss man eigentlich nicht mehr viel schreiben. Wo andere Filme den Begriff „Kult“ keineswegs verdient haben, hat ihn sich dieser Streifen quasi schon direkt bei seinem damaligen Release abgreifen können.

Regisseur Danny Boyle präsentiert uns hier einen zuweilen herrlich verstörenden Eindruck in eine kaputte Jugend, vermittelt uns zwischen all den tragischen Bildern aber immer so etwas wie Hoffnung und der Glaube an das Gute in den Dingen. Wir erleben zwar einen deprimierenden Blick in die Gesellschaft, sind aber durchwegs fasziniert von Figuren, Dialogen und deren Plänen.

Nahezu herausragend präsentiert sich hier Ewan McGregor als Junkie Mark, der uns auf unterhaltsame und nachdenkliche Weise mit auf einen Tripp nimmt und dem Zuschauer stets ordentlich Sympathien abringt – egal, was er nun auch wieder angestellt hat. Man konnte seiner schrägen Figur einfach nie böse sein, war aber stets gespannt, welche Eskapaden als nächstes auf ihn warten.

Technisch war „Trainspotting“ ebenfalls eine starke Nummer. Die leicht unscharfe, dreckige Optik passte hervorragend zum Setting und der Soundtrack trumpfte an den passenden Stellen mit den richtigen Songs auf – die perfekt zu den Gefühlslagen der Figuren passten. Typisch britisch – wie eben auch das gesamte Szenario mit seinen typischen Details. Manch eklige Szene konnte man sich nicht verkneifen, letztlich blieben diese aber auch umso mehr im Gedächtnis.

„Trainspotting“ gehört für mich zu den Werken, die man als Filmfan schon einmal gesehen haben sollte. Klar mag die Thematik nicht Jedermann ansprechen, doch die geschmeidige Erzählweise und ihr großartiger Hauptdarsteller holen schnell ab und machen den Einstieg leicht. Die Zeit verging hier echt wie im Flug und bei den Gefühlen war hier alles dabei. So trostlos das Ding auf den ersten Blick auch schien – so sehr schätze ich die positiven Vibes, die aus allen Poren strömten und das Ding zu etwas Besonderen machen. Kult eben.

8,5/10

Fotocopyright: ‎Paramount Pictures (Universal Pictures)

Dungeons & Dragons

Inhalt

Das Land ist in Wandlung. Zauberer Profion stellt die Herrschaft von Kaiserin Savina in Frage und möchte mit ihrem Zepter die Herrschaft über die goldenen Drachen an sich reißen. Mitten in diesen Konflikt geraten die Diebe Ridley und Snails, die sich nach einem letzten Raubzug eigentlich zur Ruhe setzen wollten…

Fazit

„Dungeons & Dragons“ ist einer jener Filme, die man anschaut und schnell wieder vergisst. Nicht etwa nur, weil er so ungemein schlecht – vielmehr da er ziemlich bedeutungslos und uninspiriert daher kam, keinerlei Szenen länger im Gedächtnis verweilten und Highlights zur absoluten Mangelware gehörten.

Die Vorlage bot viel Potential, doch das Drehbuch war bescheiden. Man entschied sich für die typischen Rollenbilder (Diebe, Zwerge, etc.) und konstruierte eine schwache Rahmenhandlung für noch schwächere Effekte. Man wich nicht von bekannten Genrestandards ab, bemühte sich weder um großartige Überraschungen, noch um spannende Wendungen. Alles plätscherte nach bewährtem Muster vor sich hin, entfachte keine Begeisterungsstürme.

Es mag am damaligen Stand der Technik – oder schlichtweg am Budget – gelegen haben, aber hübsch ist der Streifen keineswegs anzuschauen. Während die extrem künstlichen Kulissen und die schlecht gerenderten Kreaturen vielleicht noch irgendwo verzeihlich sind und Charme der frühen CGI-Gehversuche aufwiesen, konnte man beim billig ausstaffierten Rest – insbesondere den Kostümen – nur den Kopf schütteln.

Unterhaltsam war das Gebotene eher leidlich. Oftmals schlichen sich Längen ein und aufgrund der desaströsen Technik baute sich keinerlei eine Immersion auf. Die Dialoge waren überwiegend flach, die eingestreuten Gags luden zum Fremdschämen ein. Die Darsteller wirkten eher wie Stand-Up Comedians, statt ernsthafte Charakterköpfe. Der sonst so großartige Jeremy Irons war total verschwendet und fühlte sich stets deplatziert an.

Manche Filme waren schon damals kein Highlight und sind obendrein sehr schlecht gealtert. Für mich gehört dieser „Dungeons & Dragons“-Versuch eindeutig in diese Kategorie und positive Worte fallen schwer. Hier passt nur wenig zusammen und obendrein ist das grelle Treiben optisch kaum mehr anschaubar. Eine ordentliche Rahmenhandlung oder zumindest ein kurzweiliger Verlauf hätten verlorenen Boden gut machen können, taten es aber nicht. Für mich ein Fantasy-Event zum Vergessen, aber die Hoffnung auf eine würdige Adaption der berühmten Marke bleibt weiterhin bestehen. Vielleicht haben wir ja mit dem neusten Ableger ein wenig mehr Glück – ein paar Wochen müssen wir uns mit dessen Sichtung allerdings noch gedulden.

3/10

Fotocopyright: EuroVideo Medien GmbH

Sommerfest

Inhalt

Der Tod seines Vaters bringt Stefan zurück in seine alte Heimat, dem Ruhrgebiet. Hier trifft er auf fast vergessene Bekannte und Freunde, aber auch alte Liebschaften. Eigentlich wollte er die Dinge wie den Verkauf des Elternhauses schnell in die Wege leiten und ebenso rasch wieder nach München verschwinden, doch von Stunde zu Stunde hadert er mit seiner Entscheidung…

Fazit

„Sommerfest“ war kein lauter Film, sondern eine kleine Perle – die mit viel Charme und schrägen Figuren in ihren Bann zog. Der Streifen portraitierte mit viel Herz eine ganzen Landstrich, auch wenn er hin und wieder bewusst ein bisschen zu dick aufgetragen hat. Man konnte sich gut in die leicht orientierungslose Hauptfigur hineindenken und seine Probleme, besonders aber sein Kampf mit sich selbst, sehr gut verstehen.

Das Pacing war hervorragend, obwohl im Grunde nicht viel geschah und selbst mit größeren Überraschungen hinter dem Berg gehalten wurde. Seine gradlinige und authentische Weise unterhielt trotzdem prima, ließ uns auf die Charaktere konzentrieren und zu den passenden Zeitpunkten herzhaft lachen oder ein wenig nachdenklich werden. Man fühlte sich stets abgeholt und angenehm unterhalten.

Lucas Gregorowicz hat seine Sache wunderbar und glaubwürdig erledigt. Wie bereits erwähnt konnte man sich gut in seine Lage hineinversetzen und sich eigene Gedanken zu diversen Themen seiner Agenda machen. Großartig allerdings auch seine Kollegen, die sich zwar stellenweise etwas „drüber“ präsentiert haben, mit Witz und Dialekt aber versöhnlich stimmten.

Heimlicher Hauptdarsteller war das Ruhrgebiet, besser gesagt Bochum an sich. Es gab einige wirklich schöne Einblicke in das Leben und die Läden der Region – manchmal fühlte sich das Geschehen wie ein kleiner Werbefilm ein. Technisch gab es dabei nichts zu bemängeln. Die Bilder waren hochwertig, wirkten wie ein „richtiger“ Spielfilm und nicht wie eine „billige“ TV-Produktion. Der meist unauffällige Soundtrack ging ebenfalls in Ordnung und unterstütze die Gefühlswelten auf dem Schirm.

„Sommerfest“ war weder spektakulär, noch liefert er uns auf irgendeine Weise irgendwelche neuen Eindrücke oder Ideen. Er überzeugte in erster Linie mit seiner perfekten Karikatur des Alltags, seinen einzigartigen Typen und deren „Schnauze“. Für mich war es ein schöner Titel für Zwischendurch, doch eine allgemeine Empfehlung fällt nicht leicht. Aufgrund seiner Machart wird er nicht jeden Betrachter ansprechen und gegebenenfalls gehörig langweilen. Gefallen euch aber „Ruhrpottfilme“ und muss es nicht so derbe lustig wie bei „Bang Boom Bang“ und Konsorten zugehen, so dürfte dieser Film was für euch sein. Aktuell findet Ihr ihn bei Netflix und wenn dort sowieso schon ein Abo vorhanden ist, dann zappt bei Bedarf einfach mal rein. Ich habe mich für knappe 90 Minuten echt wohl gefühlt und bereue die investierte Zeit keineswegs.

7/10

Fotocopyright: Warner Bros (Universal Pictures Germany GmbH)

Imperium

Inhalt

Während sich führende Köpfe beim FBI lieber auf die Gefahr von Außen konzentrieren, glaubt eine kleine Einheit an den Feind aus dem inneren des Landes. Mit viel Überzeugungskraft wird der junge Nachwuchs-Agent Nate Foster in die Neo-Nazi Szene eingeschleust und auf diverse Anführer innerhalb der unüberschaubaren Splittergruppen angesetzt. Ein Spiel gegen die Zeit beginnt, denn die Undercover-Spezialisten vermuten einen baldigen Anschlag…

Fazit

Ich meine schon öfter erwähnt zu haben, dass einige Darsteller wirklich alles tun, um alte Rollenbilder abzustreifen und erneut tobt sich Multitalent Radcliffe diesbezüglich ordentlich aus. Zwar konnte ich das innere Bild des Zauberlehrlings nicht vollends vergessen, dennoch hat er hier wieder mit gutem Spiel und ungewohntem Look überzeugen können.

Die Handlung orientierte sich an wahren Begebenheiten, wurde glaubwürdig und weitestgehend schlüssig umgesetzt. Man bekam ein gutes Bild der zerstreuten Szene innerhalb der USA und verstand aber auch, welchen Unwegsamkeiten die Behörden entgegen stehen. Indirekt kam Kritik – beispielsweise an den lockeren Waffengesetzen – rüber und gelegentlich versuchte man den Zuschauer zusätzlich mit kurzen Einspielern und Zitaten einzufangen – was auch ganz gut gelang.

Das Geschehen war weitestgehend spannend und gut nachvollziehbar konstruiert. Es gab zwar kleinere Längen, doch insgesamt blieb man schon am Ball. Aufgrund seiner eher nüchternen Darstellung fühlte sich das Ganze fast wie eine Dokumentation, aber immerhin sehr solide recherchiert und greifbar an. Hier wurde kein >Personenkult< wie bei manchen Konkurrenzen betrieben, sondern jeder Charakter sachlich eine (überschaubare) Kontur verpasst. Es gab ein paar Schlüsselfiguren, aber keine wurde allzu überzeugend (aus Sicht als „Verführer“) abgelichtet.

Vom Inhalt per wichtig, brisant und leider auch noch aktuell, doch filmisch eher gehobene Mittelklasse. Technisch macht „Imperium“ eigentlich nichts falsch, aber der Funke wollte trotz guter Ansätze und tollem Hauptdarsteller nicht ganz überspringen. Ich rechne den Machern die eher realistische Anmutung hoch an, hätte mir aber eine „charmantere“ Darbietung der Bösewichte gewünscht, um so das Grauen etwas drastischer an den Mann zu bringen. Unterm Strich ein grundsolider Genrebeitrag, aber nicht die Speerspitze in seinem Bereich.

7/10

Fotocopyright: Ascot Elite Home Entertainment

Skin

Inhalt

Seit kleinauf ist Bryon glühender Neo-Nazi, der seine Gesinnung mit unzähligen Tätowierungen offen zur Schau stellt. Eines Tages lernt er auf einer Veranstaltung die charmante Julie mitsamt ihren drei kleinen Kindern kennen und verliebt sich auf Anhieb in sie. Zwar hatte seine Angebetete ebenfalls tiefe Wurzeln in der Szene, befindet sich aber bereits auf dem Weg zum Ausstieg. Bryon muss sich nun zwischen Familie und Kameraden entscheiden…

Fazit

Mit „Skin“ ist meine >Themenwoche< (u. A. Skinheads 88 – Ihr Hass ist ihnen heilig, Heart of a Lion, Scorpion – Brother. Skinhead. Fighter) in die nächste Runde gegangen und wiedermal blieb man nach der Sichtung mit gemischten Gefühlen und leichtem Unbehagen in der Magengrube zurück.

Erneut schreibt das Leben die besten oder nunja vielleicht die interessanteren Geschichten und die von Bryon gehört wohl zweifelsohne dazu. Gebannt habe ich damals die Dokumentation seiner wortwörtlichen Transformation verfolgt und war auf den zugehörigen Spielfilm recht gespannt. Gesagt sei direkt, dass das Werk nicht schlecht war und seine Wirkung nicht verfehlte, einen Platz in meinem Sammlungs-Olymp jedoch nicht behaupten konnte.

Ein wenig lag es im Sinn der Sache, dass man sich mit den Figuren nicht richtig identifizieren konnte und mir so eine höhere Bewertung fehl schlug. Im Gegensatz zu einem Dereck Vinyard (American History X) waren die präsentierten Typen – selbst unser gut agierender Hauptdarsteller Jamie Bell – nicht charismatisch genug. Man wurde weder von deren Auftreten, noch deren Verhaltensweisen mitgenommen, fühlte sich eher von den Proleten angewidert und konnte Dinge nicht ganz nachvollziehen – so authentisch sie auch tatsächlich waren. Die Sache mit „Vater“ und „Mutter“ waren befremdlich, von deren Drogenkonsum (was in der Szene nichts zu suchen hat) ganz zu schweigen.

Gut hingegen das Pacing und die gesamte Inszenierung. Obwohl die Handlung schon im Vorfeld bekannt war (und die Macher diesen Fakt zu keiner Zeit zu vertuschen schienen), war das Treiben spannend bzw. außerordentlich packend erzählt. Man konzentrierte sich somit mehr auf die Details und Hintergründe – so ansprechend sie halt auch waren oder eben nicht. Man schuf Kontur um diesen tätowierten Freak und zeigte seine Motivationen (in alle Richtungen) auf.

Für mich ist es immer wichtig, sich bei einem „normalen“ Film locker unterhalten zu fühlen oder bei einem Drama – wie diesem – richtig mit seinen Figuren mitfiebern zu können. „Skin“ saß da irgendwie zwischen den Stühlen, funktionierte aber unterm Strich dennoch recht gut. Es mag an Sympathie für den Hauptakteuer gefehlt haben, doch seine Wandlung wurde gut verständlich und vor allem sehr kurzweilig präsentiert. Am Ende haderte ich ein wenig mit meinem Mitgefühl, möchte den Streifen allen Interessierten aber dennoch ans Herz legen. Vor allem die Leistung von Bell ist schon eine Sichtung wert und die wahre Story hinter den „Verzierungen“ erst recht.

7,5/10

Fotocopyright: Ascot Elite Filmverleih

Skinheads 88 – Ihr Hass ist ihnen heilig

Inhalt

Sascha geht keiner geregelten Arbeit nach, erlebt mit seinen Kameraden aber dennoch „die besten Jahre seines Lebens“. Von einem Kumpel lässt er sich bei seinem Alltag begleiten und zeigt, was ein Anführer einer radikalen Skinhead-Gruppierung so tagsüber auf Moskaus Straßen treibt…

Fazit

„Skinheads 88“ ist ein gewagtes Projekt und auf seine Weise dennoch eine kleine Perle. Seine 18er Freigabe erkauft er sich sicherlich durch zunächst schlecht ersichtliche Reflektion, verfehlt aber seine richtige Wirkung dennoch nicht. Man erkennt zwar mittendrin immer wieder kleine Überzeichnungen, doch erst nach dem tragischen Finale sitzt der Schlag in der Magengrube und die zuvor gezeigten Bilder wirkten vollkommen anders.

Apropos Bilder. Das Geschehen wirkt so intensiv, weil es wie eine Art Dokumentation inklusiver blaser Farben und verwackelten Aufnahmen daher kam. Normalerweise bin ich kein Fan solcher „Mockumentarys“, aber hier hat die Herangehensweise wie die Faust aufs Auge gepasst und die Authentizität immens gesteigert. So rein von Außen betrachtet hätte das Konzept sicherlich nicht funktioniert und man wäre dem Treiben gegenüber zu distanziert gewesen. So wurde man nun voll hereingezogen, war ein Teil der unheilvollen Gemeinschaft.

Für uns Deutsche waren die russische Nazi-Gebaren schon befremdlich, aber letztlich keine unerwartete Offenbarung. Es war interessant zu sehen, wie sich die Gang dort verhielt und wie die Bevölkerung oder der Staat (zumindest in Ansätzen zu erkennen) darauf reagierten. Interessante Studie, die aus der veränderten Erzählperspektive vielschichtiger und wesentlich entlarvender waren.

Wegen seiner Thematik und wegen seiner eigenwilligen Inszenierung ist „Skinheads 88“ keine Film für jeden Betrachter und garantiert und kein Film für jeden Tag. Er ist krass, verfehlt jedoch nicht seine Wirkung und bekommt letztlich noch die Kurve um seine wichtige Aussage an den Mann (oder die Frau) zu bringen. Auch wenn in der deutschen Fassung (angeblich rund 8 Minuten geschnitten) keine elementaren Dinge fehlen, würde ich als Filmfan dennoch einen ungeschnittenen Release diese Werke sehr begrüßen…

8/10

Fotocopyright: KSM GmbH

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