Inhalt
In der nahen Zukunft sind Daten zum wichtigsten Gut geworden und die Firmen setzen sogar Leibwächter aus den Reihen der Yakuza für deren Schutz ein. Einer der sogenannten „Daten-Kuriere“ ist Johnny. Er ist in der Lage unzählige Gigabyte in seinem Hirn zu speichern und ist ansonsten auch ein absoluter Profi in seinem Gebiet. Sein neuster Auftrag jedoch bringt ihn in ungeahnte Schwierigkeiten und finstere Typen sind hinter seinem Kopf her…
Fazit
Schon seit Veröffentlichung bzw. seit meiner ersten Sichtung genießt dieser Streifen einen persönlichen Sonderstatus. Man konnte nie behaupten, dass „Vernetzt – Johnny Mnemonic“ ein richtig guter Titel sei, doch er greift viele Dinge auf und präsentiert sie in einer unterhaltsam-naiven Weise wie kaum ein Mitbewerber zuvor oder danach. Für viele ist „Matrix“ sicherlich die absolute Referenz, doch mit diesem Werk bin ich noch nie warm geworden. Denke ich an Keanu Reeves und Sci-Fi, so kommt mir zuerst dieser Film ins Gedächtnis – und das nach gestriger Begutachtung wieder einmal vollkommen zurecht.
„Johnny Mnemonic“ ist ein buntes Sammelsurium an verrückten Ideen, die allesamt zwar leicht trashig, aber prima umgesetzt wurden. Von Internet-Ausflügen per VR-Brille, bis zur Modifikation von Körpern. Hier kommt richtiges „Cyberpunk“-Feeling auf und das alles nahm sich auch glücklicherweise nicht zu ernst. Es gab zwar ein paar derbere Momente, doch die standen jedes Mal im Kontrast zu schräg gestalteten Figuren, launigen Dialogen und einem allgemein sehr lockeren Umgangston. Mittlerweile ist das Ganze entsprechend ab 16 freigegeben, was wesentlich besser zu den Ereignissen passt. Meine alte DVD (die zur Grundlage dieses Reviews diente) ziert einen roten Sticker auf dem Cover.
Loben möchte ich den nahezu perfekten Erzählfluss. Der Streifen wird nie langweilig und die kompakte Laufzeit von knapp 90 Minuten wurde effizient genutzt. Man musste nicht alle Dinge in epischer Breite erklären, sondern dem Zuschauer mal ein paar Gedanken zur Entwicklung der Welt überlassen. Abseits dessen gab es am Rande so viele kleine Details (Figuren, Plakate, etc.), die mir selbst nach dutzendfacher Sichtung noch ins Auge fallen und für Freude sorgen. Sowas liebe ich.
Der Cast, sowie die handwerkliche Umsetzung passten zum allgemeinen Grundtenor. Mit Musikern wie Ice-T oder Henry Rollins bekam das Treiben einen witzigen Anstrich, während Größen wie Takeshi, Lundgren oder Kier wiederrum für eine gewisse Eleganz sorgten. Sie stehen von der Type her im krassen Kontrast zueinander und dennoch wirkt das Gesamtbild stimmig. Reeves hatte sich seinerzeit auf jeden Fall für einen späteren Blockbuster in der Matrix empfehlen können. Seine Leistung war wirklich toll und gab keinen Grund zur Klage. Er meisterte jede noch so absurde Situation ohne dabei zu overacten oder das Ganze ins Lächerliche zu ziehen.
Optisch kann das Teil erwartungsgemäß nicht mit aktuellen Produktionen mithalten und war schon damals stellenweise etwas „billig“ geraten. Dies mag zwar neue Zuschauer eventuell vergraulen, stellt für mich aber kein Problem (und erst recht keine Abwertung) dar. Man erkennt deutlich, wie beispielsweise Puppen durch die Gegend fliegen oder wie bescheiden bei manchen Szenen getrickst wurde – macht aber irgendwie auch einen gewissen Charme aus. Vermutlich war das Budget seinerzeit schon nicht das Höchste und schließlich mussten die namhaften Beteiligten ebenfalls bezahlt werden.
Technisch mag „Vernetzt – Johnny Mnemonic“ nicht perfekt und auch in Teilen insgesamt schlecht gealtert sein, doch mein Herz schlägt noch immer für Reeves als Kurier inmitten einer schrägen Zukunftsvision. Der Streifen macht mit seiner eigenwilligen Weise Spaß ohne Ende und sorgt immer wieder für breites Grinsen im Gesicht. Manchmal braucht es keine überkomplizierte Handlung oder umwerfende Bilder – der pure Unterhaltungswert steht im Vordergrund und da ist dieser Titel nach wie vor ein echtes Paradebeispiel.
9/10
Fotocopyright: Alive AG