Inhalt
Mit den Entscheidungen des Vaters nicht einverstanden, beschließt euer Freund ein eigenes Reich zu gründen und reist mit seiner Truppe gen Englaland. Der Spieler übernimmt die Rolle von Eivor, der als treuer Begleiter natürlich mit auf den Ausflug geht und beim Erobern neuer Ländereien maßgeblich behilflich ist…
Gameplay
Wer die letzten Teile der Reihe (Origins, Odyssey) gespielt hat, der muss sich auch beim aktuelle Aufguss nicht großartig umgewöhnen. Erneut rücken die ursprünglichen Tempelritter in den Hintergrund und der Spieler übernimmt eher außenstehende Figuren, deren Wege und Techniken sich mit den Ordensbrüdern nur hin und wieder kreuzen.
Gespielt wird aus der 3rd-Person Perspektive und die Steuerung ist wie bei den Vorgängern. Das Kampfsystem ist recht simpel, aber durchaus spaßig. Neben Nahkampfwaffen stehen beispielsweise auch Bögen zur Auswahl – was so manche Eroberung deutlich erleichtert und viele Widersacher aus der Ferne (und idealerweise unbemerkt) ausgeschaltet werden können.
Auch bei „Valhalla“ begeben wir uns in eine große „Open-World“, bei der es allerlei zu erkunden gibt. Neben der Hauptquest gibt es viele Nebenmissionen, bei denen es besondere Gegenstände oder schlicht Erfahrungspunkte zu sammeln gilt. Ähnlich wie bei einem Rollenspiel legt man hier den Fokus deutlicher auf das Spezialisieren seiner Figur und kann diverse Werte (Ausdauer, Gesundheit, Stärke, etc.) in einer Art „Talentbaum“ einteilen. Das macht sich spielerisch durchaus bemerkbar und sorgt für gezieltes „Aufpumpen“ der Figur.
Die Spielzeit wird mit rund 30-40 Stunden angegeben, was ich als durchaus realistisch empfinde. Ich habe das Spiel zum Zeitpunkt dieser Besprechung fast durch und eine ähnliche Zeitangabe in meinem Speicherstand. Dabei wurde hauptsächlich die Story verfolgt, doch mit ausgiebigeren Nebenaufgaben sind sicherlich weitere 10-20 Stunden drin.
Präsentation
Erwartungsgemäß ist das aktuellste „Assassins Creed“ auch immer das jeweils Hübscheste und das trifft hier absolut zu. Zwar halten sich die „Aha“-Effekte auf der „Series X“ noch arg in Grenzen, aber immerhin läuft der schicke Titel jederzeit flüssig und ohne störende Ruckler.
Die Weitsicht ist beeindruckend und so manch Aussicht durchaus Postkartenverdächtig. Die Charaktermodelle sind okay, aber manchmal unfreiwillig komisch vom Design her gestaltet. Besonders bei den Haaren und Bärten taten sich die Grafiker wohl schwer – denn diese wirken oft wie angeklebte Fremdkörper und haben ein seltsames Eigenleben. Insgesamt ist sowohl Stil, als auch Optik recht gut – was gerade bei solch großen „Open-World“-Werken nicht immer selbstverständlich ist und Leistung kostet.
Die deutsche Synchro ist weitestgehend gelungen und gibt keinen Grund zur Klage. Die umfangreiche Dialoge sind allesamt vertont und einigermaßen fehlerfreie Untertitel optional zuschaltbar.
Positiv:
- hübsche Grafik
- ansprechendes Setting
- interessante Charaktere
- tolle Atmosphäre
- spaßige Feldzüge
Neutral:
- langweiliger Siedlungsbau
- teils gewöhnungsbedürftiger Humor
- einige Missionen sind Fleißaufgaben
Negativ:
- Wegfindung nicht immer optimal
- gelegentlich KI-Aussetzer
- nerviges Bugs
Bugs (Stand: 26.11.2020)
- Spieler bleibt gelegentlich an Wänden hängen und der Energiebalken entlädt sich ohne fremde Einwirkung – was nach kurzer Zeit den Tod zur Folge hat.
- mitten im Sprinten plötzlich woanders „respawnen“, was teils auch den Tod zur Folge hatte. Beispiel: Eivor rannte normal auf der Straße und zack lag ich in einer Feuerschale am Rand und war kurz darauf kaputt.
- Gegner blieben in Wänden stecken und waren leichte Beute
- Gegner schlugen in die falsche Richtung, registrierten den Spieler nicht richtig und waren ebenfalls leichte Beute
- hin und wieder werden in hitzigen Gefechten die Controller-Eingaben (Ausweichen!) nicht vollständig interpretiert
- eine Handlungsmission hängt, weil der „Trigger“ für den Fortgang (z.B. das Weitergehen eines befreundeten Charakters) nicht funktioniert hat. Manchmal hilft „um den Block rennen“ oder eben Neustart der Aufgabe
Fazit
Ich habe seinerzeit mit dem ersten „Assassins Creed“ auf der Playstation 3 angefangen und mochte grundsätzlich alle Teile. Ich bin froh, dass sich „Valhalla“ stark an den letzten Ablegern orientiert und in Sachen Story etwas dichter daher kommt. Die Bugs sind zwar extrem nervig, doch keine echten Showstopper. Alle Serienableger hatten anfangs mit krassen Fehlern zu kämpfen und hier fiel es aufgrund der genaueren Betrachtung durch die neue XBOX eben mal deutlicher ins Auge.
Das Spiel braucht ein wenig um in Fahrt zu kommen, aber mit Beginn der Beutezüge zaubert es oftmals ein Lächeln ins Gesicht und der Spaßfaktor ist hoch. Die Kämpfe sind nicht immer ultra-taktisch, gehen aber gut von der Hand und machen Laune. Die Story läuft so nebenbei mit und geht in Ordnung. Es war klar, dass hier viel gestreckt wurde, um eine ordentliche Spielzeit zu erreichen und ständige Wendungen nicht immer an der Tagesordnung sind.
Aufgrund seiner starken Momente ist „Valhalla“ das für mich beste „Assassins Creed“ und absolut kein Fehlkauf. Es erfindet zwar das Rad nicht neu, rundet aber de zuletzt eingeführten Elemente angenehm ab. Sicherlich muss einem das Setting schon irgendwo gefallen, aber ansonsten gibt es keinen driftigen Grund dieses Erlebnis auszulassen. Vielleicht könnte man bei einem Nachfolger mal das „Cherusker“-Szenario ins Auge fassen und darin einen vermeintlichen Barbaren gegen römische Schergen in die Schlacht schicken…
Grafik: 8/10
Sound: 8/10
Gameplay: 7/10
Gesamt: 8/10
Fotocopyright: Ubisoft
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