Inhalt
Nach dem tragischen Tod der Mutter, wächst die kleine Cruella zusammen mit anderen Waisenkindern in einem besetzten Haus in London auf. Sie schlagen sich mit Gaunereien durch und hoffen stets auf den großen Durchbruch. Eines Tages bekommt Cruella jedenfalls auch die Chance, sich bei einer angesagten Modedesignerin zu beweisen und deckt ein schauriges Geheimnis auf…
Fazit
Es gibt noch Zeichen und Wunder – und tatsächlich auch Produktionen aus dem Hause Disney, die noch für eine Überraschung gut sind. Nicht etwa, dass diverse Neuinterpretationen bekannter Marken etwa schlecht wären, vielmehr, dass man sich dabei nicht sonderlich um Innovation bemüht und nur selten von bekannten Konzepten abweicht.
„Cruella“ ist hingegen was absolut Neues, Freches und Erfrischendes, welches meiner Meinung nach zu dem Besten gehört, was das berühmte „Micky Maus-Studio“ zur Zeit im Portfolio besitzt. Ich hätte nicht gedacht, dass man aus einer solch verrückten Geschichte um die „101 Dalmatiner“ ein solch gelungenes Prequel auf die Beine stellen konnte.
Die Handlung mag natürlich nicht immer sonderlich realistisch daher kommen, aber das ist nicht schlimm. Alles wirkt wie ein modernes Märchen, dass im altbackenen und trotzdem ungemein stillvollem Look daher kam und immer wieder neue Akzente setzen konnte. Seien es ausgefallene Kostüme, ungewöhnliche Kameraperspektiven oder wuchtig inszenierte Wendungen – hier waren echte Könner am Werk und sogen den Zuschauer für über zwei Stunden in einen eigenen Bann.
Gesungen wurde zur Abwechslung mal nicht, dafür gab es eingängige Tracks, die zum Mitsingen einluden und perfekt zum Geschehen passten. Ob sie zeitlich korrekt waren, vermag ich nicht zu huntertprozent zu verifizieren, gefallen haben sie trotzdem wie die Faust aufs Auge. Sie trugen unglaublich vom schönen Szenenbild bei und machten die Sache mehr als rund.
Emma Stone konnte ich hier zum ersten Mal so richtig abholen. Sie hatte bereits starke Auftritte, doch hier überstrahlt sie alles bisher von ihr gesehene. Sie spielte ihre Doppelrolle mit Hingabe und steht einer ebenso überragenden Emma Thompson auf Augenhöhe gegenüber. Mark Strong konnte natürlich auch wieder mit seinem Charme gefallen und letztlich das Zünglein an der Waage verkörpern.
„Cruella“ ist großes Kino, welches man gerne auf der riesigen Leinwand im Lichtspielhaus erlebt hätte. Ich zwar aufgrund des netten Trailers und einer zu überschwänglicher Kritiken zunächst etwas misstrauisch, doch nach wenigen Minuten hat mich das Gebotene absolut von sich überzeugt. Selten zuvor habe ich einen so liebevoll und opulent ausgestatteten Film gesehen und trotz seiner schrägen Thematik so enorm viel Spaß gehabt. Für mich der bis dato unerwartet großartigste Streifen im aktuellen Jahr.
9/10
Fotocopyright: Disney