Inhalt

Nach der Inhaftierung von Widersacher Blofeld und der unumgänglichen Trennung von Madeleine hat sich Bond endlich zur wohlverdienten Ruhe gesetzt. SPECTRE ist jedoch noch immer tätig und schon bald befindet sich der ehemalige Agent wieder in deren Fokus…

Fazit

Kaum einen Film habe ich so heiß erwartet wie diesen und bei kaum einem Werk hat sich derweil eine so krasse Erwartungshaltung wie hier aufgebaut. Vorweg sei gesagt, dass „Keine Zeit zum Sterben“ das Genre sicherlich nicht neu erfindet und auch nicht als bahnbrechender Überflieger gewertet werden darf – jedoch meine hohen Ansprüche weitestgehend erfüllen und mich insgesamt sehr gut unterhalten konnte.

Natürlich versuche ich diese Besprechung so neutral wie möglich zu halten und möglichst wenig vom heiß ersehnten Inhalt zu verraten – was bei einigen Aspekten leider nicht ganz einfach zu realisieren ist. Grob gesagt gab es Design-Entscheidungen, die sehr konsequent, aber manchmal auch etwas fragwürdig und arg von Außen gesteuert erschienen. Auch dieser Bond wollte ein Teil des aktuellen Zeitgeistes einfangen und wirkte stellenweise etwas bemüht.

Abseits dessen gab es aber wieder einen unterhaltsamen Agentenfilm, der trotz seiner stolzen Laufzeit von über 2,5 Stunden im Gegensatz zu seinem direkten Vorgänger erfreulich wenig Durchhänger besaß und stets ein gutes Mittelmaß aus Action und ruhigeren Passagen fand. Craig gab hier einen Bond, der gefühlvoller und menschliche denn je erschien. Das gab der Figur des Draufgängers einen schönen neuen Aspekt, ohne das bisherige Bild des Helden zu verwässern.

Optisch reiht sich der Titel beim Rest der Reihe ein. Erneut verwöhnen hochwertig gefilmte und mit schönen Filtern versehene Bilder das Auge und der eingängige Soundtrack machte Laune. Die Anspielungen auf die alten Klassiker wurden spürbar zurückgefahren, was dem Spaß aber keinen Abbruch tat und umso mehr für die Selbstständigkeit der Craig-Dekade sprach. Ich freue mich jedenfalls schon auf Seitenhiebe seines Nachfolgers.

Empfand ich Waltz schon etwas verschwendet, war ich mir über die Rolle von Rami Malek als aktuellen Haupt-Widersacher bis zuletzt ebenso unschlüssig. Auch mit ihm haben wir einen grundsätzlichen tollen Darsteller (man bedenke seine Glanzleistung in „Bohemian Rhapsody“), doch auch hier wurden ihm Grenzen abgesteckt. Seine Motive waren mir zu bemüht und selbst die hier geschlagenen Brücken zu „Spectre“ zu dürftig konstruiert. Man konnte ihn bei seinem ersten Auftritt sofort richtig verordnen, viel besser hat es seine Figur jedoch nicht gemacht.

Mit „Keine Zeit zu Sterben“ lieferten Regisseur Fukunaga, als auch sämtliche Darsteller einen versöhnlichen Abschluss der nunmehr seit 15 Jahre andauernden Craig-Ära ab. Das Rad wurde nicht neu erfunden, dafür alle Stränge so gut wie möglich zusammengezogen und der Hauptfigur obendrein noch unerwartet viel Kontur verliehen. Sicherlich waren einige Dinge absolut absehbar und unausweichlich, doch wirklich Meckern konnte man nur selten. Der Titel passt nicht nur optisch perfekt zum Rest der Reihe, sondern greift auch alle vorherigen Ereignisse prima auf und lässt uns mit einem lachenden und einem bitterlich weinenden Auge zurück. Für mich war unterm Strich eine gelungene Verabschiedung und die Lust auf einen Reboot mit neuem Gesicht ist plötzlich umso schmackhafter geworden.

8/10

Fotocopyright: MGM (Universal Pictures Germany GmbH)