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Auf den ersten Blick ist der charmante Ray Courtany ein echter Gentleman der alten Schule. Hinter seiner Fassade steckt jedoch ein Trickbetrüger erster Garde, der den ahnungslosen Opfern mit Freude das Geld aus der Tasche zieht. Über eine Dating-Webseite lernt er die wohlhabende Betty kennen und hofft, nun endlich den großen Jackpot gefunden zu haben…
Fazit
Das bisherige Filmjahr war für mich eher durchwachsen und bot bis auf überschaubare wenige Ausnahmen (u.A. „Cruella„) keine nennenswerten Highlights. Am Wochenende habe ich mir – eigentlich mangels Alternativen – mal „The Good Liar“ auf einer Zugfahrt angeschaut und bin von diesem Titel mehr als positiv überrascht worden. Beim Verfassen dieses Textes würde ihn sogar zu meinen persönlichen Lichtblicken des Jahres (obwohl er eigentlich von 2019 ist) zählen.
Der Film trumpft mit einem herausragenden Cast auf, bei denen Helen Mirren und Ian McKellen nur die Speerspitze markierten. Jede noch so kleine Rolle wurde mit Sorgfalt und passendem Gesicht besetzt, so dass wirklich jede Szene auf einem höchst gefälligem Niveau abgearbeitet wurde. Natürlich macht das Kammerspiel zwischen den Hauptakteuren noch am meisten Freude, doch selten habe ich mich in letzter Zeit über so eine konsequent gute Besetzung gefreut.
Der Titel begann wie eine lockere Gaunerkomödie, die mit laufender Spielzeit immer ernster, dramatischer, aber auch intensiver wurde. Dies war insofern herausragend, da alle Teile überaus unterhaltsam gestaltet und natürlich perfekt von den Urgesteinen des Kinos vorgetragen wurden. Kein Part stand dem Anderen nach und die quasi völlig unterschiedlichen Genres gingen fließend ineinander über. Das Geschehen funktionierte auf mehreren Ebenen und wusste den Zuschauer immer wieder richtig abzuholen.
Die Zahl der Charaktere und Schauplätze war überschaubar, aber nicht störend. Während zu Beginn die Welt noch recht in Ordnung unbeschwert erschien, wurde das Kammerspiel fast schon unbewusst immer mitreißender und fieberhafter. Die Wendung kam schleichend und im Nachhinein (bei der Auflösung) sind erst die Schuppen von den Augen gefallen. Dies erhöht – zumindest für mich – den Anreiz für eine erneute Sichtung.
Vielleicht war die ein oder andere Wendung etwas stark konstruiert und bemüht, doch am positiven und durchwegs packenden Gesamtbild ändert dies nichts. „The Good Liar“ hat mich abgeholt, mit charmantem Screenplay in seinen Bann gezogen und mit überraschenden Twists bei Laune gehalten. Als wären Mirren und McKellen nicht schon grundsätzlich sehenswert genug, verdient die spannende Handlung ebenso großes Lob und der Film an sich eine heiße Empfehlung für alle Thrillerfreunde.
8,5/10
Fotocopyright: Warner Bros (Universal Pictures)
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