Inhalt
Nach einem erfolgreichen Casino-Überfall haben sich Jens und seine Komplizen erst einmal getrennt. Sie wollen warten, bis Gras über die Sache gewachsen ist und so lange nicht großartig in Erscheinung treten. Jens taucht in einem kleinen Örtchen in Luxemburg ab und hält sich als Erntehelfer über Wasser. Niemand weiß von seinem Background und schnell wird der Deutsche in die eigenwillige Gemeinschaft integriert…
Fazit
Vielleicht lag es an der bisher mangelnden Auswertung auf DVD/Blu-Ray, weshalb dieser Streifen vollkommen an mir vorbeigegangen war – denn an mangelnder Qualität kann es sicherlich nicht gelegen haben. Per Zufall bin ich bei Amazon Prime über diesen Titel gestolpert und habe am gestrigen Abend mal die Sichtung vollzogen.
Mit einfachen Worten lässt sich das Gesehene schwierig umschreiben. „Gutland“ vereint mehrere Genres gekonnt miteinander und stellt etwas völlig Eigenständiges dar. Seine unberechenbare Erzählweise erzeugt eine enorm hohe Spannungskurve und seine fast schon hypnotische Art einen tollen Sog.
Die Darsteller – allen voran Frederick Lau und Vicky Krieps – machen ihre Sache ganz ausgezeichnet und luden perfekt zum Identifizieren und Abtauchen ein. Dabei erleben wir Elemente aus Krimi, Thriller, Drama und sogar dem klassischen Heimatfilm. Lange erlaben wir uns an der Arbeit auf dem Land und trotz dieser ruhigen Aufnahmen sorgt eine unbehagliche Grundstimmung dafür, dass wir durchwegs am Ball bleiben.
Durch seine Dialekte und dem Sprachen-Misch-Masch (mit Untertiteln) wirkt das Ganze zudem authentisch und irgendwie bizarr zugleich. Man versteht immer mal wieder, was die schrulligen Einwohner wollen und kann sich dennoch super in die Rolle des Fremde hineinversetzten. Dies hat selten besser funktioniert, als hier – obwohl das Setting schon ungewöhnlich war.
Ganz toll war zudem die Handlung auf mehreren Ebenen, die sich erst mit Geduld und Hirnschmalz nach und nach herauskristallisieren. Der eigentliche Fokus des Geschehens verschiebt sich erst unterschwellig, um dann in voller Breitseite beim Betrachter einzuschlagen – vorausgesetzt, er hat die vielen kleinen Puzzlestücke auch richtig miteinander kombinieren können. Gegen Ende könnte sonst mächtig Verwirrung herrschen. Auch ich musste das Gezeigte nach der Sichtung noch einmal vor geistigem Auge ablaufen lassen.
Fast bis zu seinem genialen Ende wusste ich nicht so recht, was ich von „Gutland“ halten sollte. Die merkwürdige Genremischung hielt trotz vieler „hä?-Momente“ prima bei Laune und immer wenn sich eine Vorahnung einschlich, lenkte das Treiben wieder in eine andere Richtung. Das erinnerte irgendwie an „Twin Peaks“ und sei allen Freunden solcher Werke absolut an Herz gelegt. Schaut diesen Film aber nicht „nebenher“ und schenkt ihm verdiente Aufmerksamkeit – nur so kann er sich richtig entfalten und am Schluss ein Lächeln auf die Lippen zaubern.
8,5/10
Fotocopyright: Amazon Prime Video
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