Inhalt
Nach einem tragischen Fehlschlag mit Toten, taucht Verfassungsschutzmitarbeiter Daniel erst einmal unter. Er bezieht eine schäbige Wohnung in Berlin-Neuköln und hält den Ball so gut wie möglich flach. Rasch freundet er sich mit einigen Anwohnern an, doch kann ihnen seine Hintergründe noch nicht anvertrauen…
Fazit
Obwohl „Ummah“ nun schon einige Jahre auf dem Buckel hat, ist die Thematik noch immer aktuell und nicht minder brisant. Regisseur Cüneyt Kaya griff hier diverse heißte Eisen an und schuf einen unglaublich dichten Film – der absolut stark von seinen brillanten Darstellern getragen wird.
Die Figur von Daniel Klemm wirkt aus dem Leben gegriffen und durchwegs glaubhaft gezeichnet. Man kann sich überraschend gut in seine Lage hineindenken und seine Verzweiflung mit ihm teilen. Wie er zu einem Staatsmitarbeiter wurde, wird zwar nicht im Detail erläutert – doch der Zuschauer kann sich irgendwo seinen Teil denken. Wichtig ist der Background eigentlich nicht, vielmehr interessant, wie der gebrochene Mann nun mit seiner Bürde umgeht und anderen Menschen gegenüber tritt. Dabei spürt man jeder Zeit seine enorme Unsicherheit und wie behutsam er dann langsam auftaut.
Mit einer nüchternen Lockerheit weihen ihn Ramadan und Kollegen letztlich in eine andere Welt ein und freunden sich völlig unbedarft mit dem Fremden an. Geschickt werden hierbei schon einige Vorurteile revidiert und die offenen Arme seiner neuen Nachbarn nicht etwa als Fang für Extremisten verstanden. Klar spielt der Streifen dann aber auch mit diesem Punkt – und zeigt, wie sehr die Gemeinde Angst vor falscher Verallgemeinerung hat.
Die Gangart von „Ummah“ ist eher ruhig – und wie ich es in letzter Zeit gerne verwende – irgendwo hypnotisch. Selbst minutenlanges Betrachten von Daniel beim stummen Einrichten seiner Wohnung übt einen merkwürdigen Reiz aus. Es half bei der freundschaftlichen Bindung zu ihm und dem Vertiefen für das Verständnis seiner Lage. Das Geschehen bleibt bis zum bitteren Ende extrem Spannung und besaß trotz einiger schönen Momente eine unbehagliche Grundstimmung.
Die Darsteller haben sich allesamt selbst übertroffen. Gerade Frederick Lau und Kida Ramadan zeigen, warum sie zur Spitze der hiesigen Film- und Serienlandschaft gehören und mit ihrer natürlichen Weise für Glaubwürdigkeit und Identifikation sorgen. Unterstrichen wird der tolle Eindruck und charmante Kulissen, direkt aus dem Milieu.
In meinen Augen ist „Ummah“ ein wichtiger und extrem sehenswerter Beitrag in der deutschen Filmlandschaft. Schwere und unangenehm kritische Kost wurde hier unterhaltsam verpackt und auf erfrischend ehrliche Weise zu Ende erzählt. Dabei ging es nicht um „Friede, Freude, Eierkuchen“, sondern ein möglichst nachvollziehbare Schilderung verschiedenster Seiten.
8/10
Fotocopyright: Senator Home Entertainment (Vertrieb LEONINE)
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